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Soll und Haben |
Die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« hat bis zum letzten Moment nichts unversucht gelassen, um den Abriss des Festsaals des ehemaligen Park-Hotels zu verhindern. Seit heute hilft auch kein Wunder mehr. Das bedeutende Baudenkmal ist bald nur noch ein Haufen Schutt. Diese schmerzliche Niederlage darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bürgerinitiative seit ihrer Gründung im Dezember 2008 sehr viel erreicht hat. |
Rettung des öffentlichen Raums |
Die Bürgerinitiative formierte sich Ende 2008, als Pläne des portugiesischen Investors Sonae Sierra bekannt wurden, Teile der Rudolf-Breitscheid- und Hallstraße in ein überdimensioniertes Einkaufszentrum einzubeziehen. Es war vor allem die drohende Privatisierung von öffentlichem Raum, die damals empörte Bürgerinnen und Bürger auf die Barrikaden trieb. Entsprechend lautete die erste Forderung einer bis zuletzt verbindlichen 8-Punkte-Agenda: »Die Rudolf-Breitscheid-Straße und die Hallstraße müssen öffentlicher und demokratischer Raum bleiben.«Beim zweiten Anlauf, im betreffenden Gebiet ein Einkaufszentrum zu schaffen, wurde der öffentliche Raum von der Kommune nicht mehr zur Disposition gestellt. Dies ist ein wesentliches Verdienst der Bürgerinitiative. Hier hat ein Lernprozess stattgefunden, der maßgeblich von der Bürgerinitiative angestoßen wurde. Dabei erwies sich ein Bürgerbegehren, das am 16. Mai 2009 angestrengt worden war und von rund 3.100 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet wurde, als machtvolles politisches Instrument. Zum Bürgerentscheid kam es nicht mehr, da am Ende die Weigerung eines Hausbesitzers, sein Eigentum zu veräußern, den Ausschlag für den Rückzug von Sonae Sierra gab. |
Keine autarke Shopping-Mall |
Auch in einem zweiten maßgeblichen Punkt hat die Stadt hinzugelernt: Von Anfang an argumentierte die Bürgerinitiative, dass ein Einkaufszentrum mit 25.000 Quadratmeter Einkaufsfläche zu groß sei und den bestehenden Einzelhandel in der Fürther Innenstadt in seiner Existenz bedrohe. Statt einer autarken, sich nach außen hin abschottenden Shopping-Mall propagierte die Bürgerinitiative die separate Entwicklung der verschiedenen Areale beiderseits der Rudolf-Breitscheid-Straße.Als die Stadt nach dem Rückzug von Sonae Sierra einen neuen Investor suchte, wurde der Ratschlag der Bürgerinitiative befolgt und die Einkaufsfläche auf 15.000 Quadratmeter begrenzt, was von allen Experten als innenstadtverträglich erachtet wird. Statt einer geschlossenen Mall wurde nun ein offenes Geschäftshausmodell präferiert, das auch im Hinblick auf einen eventuellen Rückbau Vorteile bietet. |
Erhalt der Stadtstruktur |
Das Abgehen von der Megastruktur eines unproportionierten Einkaufskolosses, der die gewachsene historische Stadtgestalt missachtet hätte, brachte auch die Chance mit sich, die für Fürths Stadtbild prägende geschlossene Blockbauweise aufzunehmen. Dass dies nun mit einer allenfalls durchschnittlichen Architektur passiert, wiegt angesichts der Sicherung der städtebaulichen Struktur weniger schwer. Die Bürgerinitiative war zwar an der Entscheidung für das Büro Weis & Volkmann beteiligt, doch entsprachen weder der Kreis der zum Workshopverfahren eingeladenen Architekturbüros noch die Zusammensetzung der Jury den Vorstellungen der Bürgerinitiative. Weis & Volkmann wurden als das kleinste Übel gewählt. Entgegen der Darstellung des Investors bleibt der typologische Bezug auf die historische bürgerliche Architektur der Innenstadt eine ästhetisch nicht nachvollziehbare Behauptung. Darüber hinaus soll hier jedoch keine Fassadendiskussion geführt werden. |
Die Krise der Denkmalstadt |
Dass Stadtspitze und -verwaltung jedem Investor mit großen Zugeständnissen in Sachen Denkmalschutz bereitwillig entgegenkommen würden, hatte sich bereits gezeigt, als der Hinweis auf die zwingende Beachtung des Denkmalschutzes angeblich versehentlich aus den Wettbewerbsunterlagen des Investorenauswahlverfahrens verschwunden war. Erst auf Drängen der Bürgerinitiative und nach einem Antrag der Grünen im Stadtrat wurde dieser entscheidende Passus wieder aufgenommen: Ein Erfolg, der leider ohne Folgen bleiben sollte. Die Vertreter der Stadt haben die Einhaltung des Denkmalschutzes im Investorenauswahlverfahren offenbar nicht mit Nachdruck eingefordert. MIB, dem neuen Investor, eilte auf dem Gebiet des Denkmalschutzes ein guter Ruf voraus. Der Masterplan des Büros DunnetCraven, London, der die Kubatur historisierend einkleidete, ließ Hoffnungen auf einen besonders sensiblen Umgang mit den Baudenkmälern keimen. Ein flott gezeichneter Querschnitt auf der Website des Büros DunnetCraven zeigt bis heute, dass ursprünglich der Festsaal als bedeutendes Einzeldenkmal einbezogen werden sollte. Auch die MIB-Bewerbungsunterlagen vom 1. Juli 2011 belegen dies. Ausdrücklich hat MIB zwar nie den Erhalt des Festsaals versprochen, doch stellte der Projektentwickler eine Prüfung in Aussicht. Erwartungsgemäß gelangte diese zu dem Ergebnis, dass ein Erhalt des Festsaals aus wirtschaftlichen und bautechnischen Gründen nicht in Betracht gezogen werden könne. Immer wieder wird der Bürgerinitiative vorgehalten, sich im Wissen um diesen Sachverhalt im Investorenauswahlverfahren für MIB ausgesprochen zu haben. Tatsächlich wurde MIB von der Bürgerinitiative aus verschiedenen Gründen favorisiert. Ein ausdrückliches Bekenntnis zum Erhalt des denkmalgeschützten Saals schien angesichts der Vorgabe, dass der Denkmalschutz zwingend zu beachten sei, nicht zusätzlich notwendig. Der vorauseilende Gehorsam der Stadtverwaltung machte es MIB jedoch sehr einfach, diese Wettbewerbsbedingung außer Acht zu lassen. Weder der Oberbürgermeister noch der Baureferent und Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde machten sich stark für den Denkmalschutz. Sie nannten die Debatte um den Denkmalschutz gar »überflüssig«. Zu groß war die Angst, der neue Investor könne wieder abspringen. Die Bürgerinitiative stand in der »Denkmalstadt« plötzlich alleine mit ihrer Forderung da, dem Denkmalschutz Beachtung zu schenken. Egal, was die Bürgerinitiative unternahm, immer landete sie mit ihren Bemühungen, den Saal zu retten, in einem Bermudadreieck zwischen Fürth, Ansbach und München. Beim Hin und Her zwischen der skrupellos agierenden Stadtverwaltung, der passiven Regierung von Mittelfranken, dem offensichtlich machtlosen Landesdenkmalamt, dem ohnehin nur konsultativen Landesdenkmalrat und dem Petitionsausschuss des Landtags, in den der lange Arm der allein regierenden Fürther Sozialdemokratie hineinreicht, blieb der Denkmalschutz auf der Strecke. Der Kampf gegen den Abriss des Festsaals entwickelte sich zu einem Paradebeispiel dafür, auf welch tönernen Füßen der Denkmalschutz in Bayern steht. Es beginnt mit dem Geburtsfehler des Denkmalschutzes schlechthin, dass nämlich der Baureferent gleichzeitig den Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde zu spielen hat. Eine unselige Personalunion, die zwangsläufig zu Rollenkonflikten führen muss. Wenn sich dann auch noch das scheinbar so mächtige Landesdenkmalamt als zahnloser Tiger entpuppt, klingt es wie Hohn, dass der Denkmalschutz in Bayern Verfassungsrang genießt! Nicht unmittelbar betroffene, d. h. abseits des entstehenden »Einkaufsschwerpunkts« wohnende Bürger können noch nicht einmal zu juristischen Mitteln greifen, um ihr Recht auf Einspruch gegen die Selbstverstümmelung der »Denkmalstadt« Fürth wahrzunehmen. Gegen die bereits während des Bebauungsplanverfahrens erteilte Abrissgenehmigung kann nicht geklagt werden. Da der Bebauungsplan den Abriss des Festsaals nicht festlegt, kann auch er diesbezüglich juristisch nicht angegriffen werden. Jede Klage liefe ins Leere einer Gesetzeslücke, die von der Stadt in schamloser Weise genutzt wird, um ja allen Wünschen des Errichters der »Neuen Mitte« zu entsprechen. MIB schneidet sich mit dem Abriss des Festsaals ins eigene Fleisch. Die Bürgerinitiative ist der festen Überzeugung, dass die Einbeziehung des historischen Saals ein Alleinstellungsmerkmal für das neue Einkaufszentrum bedeutet hätte. Stadt und Investor haben ohne Not eine große Chance vergeben! Was alternativ möglich gewesen wäre, hat ein Mitbewerber von MIB in Entwürfen vorgeführt. |
Denken in Zusammenhängen |
Auch wenn sich die Aktivitäten in der Endphase zwangsläufig auf den Denkmalschutz konzentrierten, hat die Bürgerinitiative das Projekt eines Einkaufszentrums in der Rudolf-Breitscheid-Straße immer in allen Dimensionen und Zusammenhängen thematisiert und problematisiert. Das darniederliegende City-Center nahm deshalb einen wichtigen Platz in der Argumentation der Bürgerinitiative ein. Die Forderung, für bestehende und neue Verkaufsflächen eine integrierte Lösung und ein Einzelhandelskonzept zu entwickeln, fand bei den zuständigen Stellen indes kein Gehör. In zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen und Dokumentationen informierte die Bürgerinitiative nicht nur über das engere Thema »Einkaufszentren«, sondern auch über innerstädtischen Einzelhandel, Wirtschaft und Kaufkraft in Fürth, über die Geschichte des City-Centers sowie über Denkmalschutz und Architektur. Die Bürgerinitiative füllte so das Informationsvakuum in Fürth, das durch das Fehlen einer langfristigen und nachhaltigen Stadtentwicklung entstand, und übernahm damit Aufgaben, die eigentlich Pflichten der Politik gewesen wären. Wie zufällig und widersprüchlich sich Fürths Stadtentwicklung gestaltet, dafür liefert die Ansiedlung von Möbel Höffner in Fürths Norden ein gutes Beispiel. Diese Entscheidung ist so gar nicht vereinbar mit der gebetsmühlenartig vorgetragenen Forderung einer Aufwertung des innerstädtischen Einzelhandels, da allein das innenstadtrelevante Handelssegment des Möbelriesen so viel Verkaufsfläche in Anspruch nehmen wird, wie der neue Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße insgesamt an Verkaufsfläche besitzt. Diesen Skandal nicht lauter angeprangert zu haben, muss sich die Bürgerinitiative rückblickend selbst vorwerfen. Auch andere Themen konnten aufgrund begrenzter Kapazitäten an Arbeitskraft und Zeit nicht aufgegriffen werden, z. B. die neue Regelung der Stellplatzablöse, von der MIB gerade dadurch finanziell profitieren wird, dass das Unternehmen sein Versprechen brach, die Zahl der Stellplätze gering zu halten. |
Konstruktiver Dialog |
Der Bürgerinitiative ging es von Anfang an um einen konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen der Stadt. In manchen Phasen kam es sogar zu einer institutionalisierten Zusammenarbeit. Es sei an die Formulierung der Unterlagen für das Investorenauswahlverfahren sowie die Teilnahme im begleitenden Projektbeirat und die Mitarbeit im Architektenworkshop erinnert. Diese Form der Bürgerbeteiligung verdient Anerkennung und sollte als ausbaufähiges Modell für zukünftige Entscheidungsprozesse von großer öffentlicher Relevanz in Erinnerung behalten werden.Dass die Vertreter der Bürgerinitiative bei Androhung hoher Strafgelder zum Schweigen über die Verhandlungen angehalten waren, mag wettbewerbsrechtlich nachvollziehbar sein, setzte jedoch der Transparenz der Verfahren ebenso enge Grenzen wie der demokratischen Teilhabe. An entscheidenden Punkten des Verfahrens schenkten die Stadt und der Investor den engagierten Bürgerinnen und Bürgern gar kein Gehör.Besonders schmerzlich war, dass die Vorschläge der Bürgerinitiative für das Teilnehmerfeld des Architektenwettbewerbs und für die Zusammensetzung der Jury keine Beachtung fanden. Mit der Zuspitzung der Auseinandersetzung um den Erhalt des Festsaals ging ein bedauerlicher Verlust an Dialogbereitschaft von Seiten der Stadt einher. Er gipfelte in den Vorwürfen von Radikalität und mangelnder demokratischer Kultur, da die Bürgerinitiative den Willen der mutmaßlichen Mehrheit nicht respektiere. Ermutigung zu demokratischem Handeln in der Stadtgesellschaft sieht anders aus. |
Ein starkes Team |
Für alle Mitglieder der Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« war es eine wichtige Erfahrung, wie Menschen aus unterschiedlichsten Milieus und mit verschiedensten Berufen über Jahre hinweg kontinuierlich gemeinsam an einer Sache arbeiteten, die ihnen sehr am Herzen lag. Jeder brachte das ein, was sie oder er am besten konnte. Die vielen Talente ergänzten sich perfekt. Die entwickelte Diskussions- und Informationskultur innerhalb der Bürgerinitiative half über so manche Enttäuschung im Umgang mit Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit hinweg. Und als der Elan der Bewegung ins Stocken zu geraten drohte, brachte die Zusammenarbeit mit dem Verein »Wir sind Fürth« neuen Schwung. Auch wenn sich die Bürgerinitiative nun auflöst, werden die eine oder der andere ehemalige Mitstreiter gewiss wieder ins stadtpolitische Geschehen eingreifen. |
Was bleibt |
Es bleibt die Hoffnung, dass das bürgerschaftliche Engagement der Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in Politik und Verwaltung das Bewusstsein dafür geschärft hat, dass Stadtentwicklung aktiv betrieben werden muss. Nur auf Investoren zu warten, ist zu wenig. Der Stadtspitze und ihrer Bürgerschaft ist mehr Selbstvertrauen zu wünschen. Denn nur wer um seine Stärken weiß, kann gewinnen. Es bleibt ferner die Hoffnung, dass alle Verantwortlichen in der Stadtspitze aus der Geschichte der Bürgerinitiative das Vertrauen schöpfen, auch in Zukunft Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, wenn wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft anstehen. Die Parteien bleiben die Träger der politischen Willensbildung, doch sind sie in die Krise geraten. Niedrige Wahlbeteiligungen und rückläufige Mitgliederentwicklung bedeuten Alarmsignale. Demokratie endet nicht an den Türen des Sitzungssaals, in dem der Stadtrat tagt. Wir Bürger wünschen uns, dass sich die Stadträte in Zukunft früher, aktiver und genauer zur Sache informieren, damit die Gefahr vorschneller Entscheidungen, die hinterher bedauert werden, ausgeschlossen wird. Es bleibt schlussendlich die Hoffnung, dass der Widerstand gegen den Abriss des Festsaals des ehemaligen Park-Hotels dazu beiträgt, in Zukunft andere Denkmäler vor dem Abriss zu retten. Die Öffentlichkeit ist sensibilisiert und hat in weiten Teilen begriffen, dass der reiche Denkmalbestand Fürths ein Pfund darstellt, mit dem noch immer nicht ausreichend gewuchert wird. Die Chronologie der Aktivitäten der Bürgerinitiative wird auch weiterhin auf der Homepage einsehbar sein. Darüber hinaus ist eine Publikation geplant, die die Geschichte der Bürgerinitiative und die gesammelten Erfahrungen dokumentiert. Die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« bedankt sich bei allen, die sich in den vergangenen Jahren engagiert oder solidarisch gezeigt haben. Dr. Thomas Heyden und Manuela Helfrich (Sprecher der Bürgerinitiative) |
23.07.2013 |
Denkmalschutz in Bayern: Verfassungsgut oder Feigenblatt? |
Offener Brief der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und des Vereins „Wir sind Fürth“ |
Offener Brief zum drohenden Abriss des Park-Hotel-Festsaals in Fürth Sehr geehrter Herr von Bassewitz,vielen herzlichen Dank für die klaren Worte, die Sie für den drohenden Abriss des Festsaals des ehemaligen Park-Hotels in Fürth gefunden haben. Ja, es ist tatsächlich ein „eklatanter Fall von Kulturlosigkeit“ ! Selten zuvor wurde den Verantwortlichen in der Stadtspitze so unmissverständlich gesagt, was sie da eigentlich treiben.Die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth«, die seit Ende 2008 das Projekt einer Shopping-Mall mit 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und später eines „Einkaufsschwerpunkts“ mit 15.000 Quadratmeter links und rechts der Rudolf-Breitscheid-Straße kritisch, aber immer auch konstruktiv begleitet hat, ist mit ihrem Latein am Ende. Egal, was wir unternehmen, immer landen wir mit unseren Bemühungen, den Saal zu retten, in einem Bermudadreieck zwischen Fürth, Ansbach und München, in dem beim Hin und Her zwischen der skrupellos agierenden Stadtverwaltung, der passiven Regierung von Mittelfranken, dem offensichtlich machtlosen Landesdenkmalamt, dem ohnehin nur konsultativen Landesdenkmalrat und dem Petitionsausschuss des Landtags, in den der lange Arm der allein regierenden Fürther Sozialdemokratie hineinreicht, der Denkmalschutz auf der Strecke bleibt. Der Kampf gegen den Abriss des Festsaals hat sich zu einem Paradebeispiel dafür entwickelt, auf welch tönernen Füßen der Denkmalschutz in Bayern steht.Es beginnt mit dem Geburtsfehler des Denkmalschutzes schlechthin, dass nämlich der Baureferent gleichzeitig den Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde zu spielen hat. Eine unselige Personalunion, die zwangsläufig zu Rollenkonflikten führen muss. Wenn sich dann auch noch das scheinbar so mächtige Landesdenkmalamt als zahnloser Tiger entpuppt, klingt es wie Hohn, dass der Denkmalschutz in Bayern Verfassungsrang genießt! Als nicht unmittelbar betroffene, d. h. abseits des entstehenden „Einkaufsschwerpunkts“ wohnende Bürger können wir noch nicht einmal zu juristischen Mitteln greifen, um unser Recht auf Einspruch gegen die Selbstverstümmelung der „Denkmalstadt“ Fürth wahrzunehmen. Gegen eine bereits während des Bebauungsplanverfahrens erteilte Abrissgenehmigung kann nicht geklagt werden. Da der Bebauungsplan den Abriss des Festsaals nicht festlegt, kann auch er diesbezüglich juristisch nicht angegriffen werden. Eine Popularklage liefe ins Leere einer Gesetzeslücke, die von der Stadt in schamloser Weise genutzt wird, um ja allen Wünschen des Errichters der „Neuen Mitte“ zu entsprechen.Wer schützt den Denkmalschutz in unserem Land? Auch wenn sich die Bürgerinitiative nach dem Abriss des Festsaals auflösen sollte, bleiben ihre Mitglieder zusammen mit dem Verein „Wir sind Fürth“ an dieser Frage interessiert. Vielleicht gelingt es uns ja, Sie oder ein anderes hochrangiges Mitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für einen Vortrag in Fürth zu gewinnen.Mit solidarischen Grüßen aus der »Denkmalstadt« FürthManuela Helfrich, Dr. Thomas Heyden für die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“Felix Geismann für den Verein „Wir sind Fürth“ |
08.07.2013 |
Ein „historischer Abriss“ |
Die Debatte um den Erhalt des denkmalgeschützten Festsaals hat die Geschichte des Park-Hotels in den Fokus gerückt. Dr. Michael Müller unterstreicht in seinem in der „Fürther Freiheit“ erschienenen historischen Abriss den großen Beitrag von Fürther Juden zur Entstehung des ersten Hauses am Platze und dessen Bedeutung für das jüdische gesellschaftliche Leben. Auch wenn das altehrwürdige Hotel in den kommenden Wochen den Baggern zum Opfern fällt, sollte Dr. Müllers Text den Anstoß geben zu einer vertieften Auseinandersetzung mit diesem bislang weithin unbekannten Ort jüdischer Geschichte in Fürth. |
14.06.2013 |
MIB verspielt in Fürth seinen guten RufOffener Brief der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und des Vereins „Wir sind Fürth“ an den Aufsichtsrat von MIB, Herrn Ulrich Hülsbeck |
Sehr geehrter Herr Hülsbeck,wir wenden uns in einem offenen Brief an Sie als Aufsichtsratsmitglied der MIB AG.Wie Sie wissen, entwickelt MIB in Fürth gerade einen neuen Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und der Verein „Wir sind Fürth e. V.“ begrüßen ausdrücklich die Impulse, die davon für den Einzelhandel in der Fürther Innenstadt zu erhoffen sind.MIB ist als Investor bekannt, der in vergleichbaren Projekten großen Wert auf den Erhalt und die Integration historischer Bausubstanz gelegt hat. Gelungene Beispiele wie die Baumwollspinnerei, der Barthels und der Wünschmanns Hof in Leipzig sowie die Anna-Louisa-Karsch-Straße und die Von-Luck-Straße in Berlin zeugen von respektvollem Umgang mit architektonischen Zeugnissen der Vergangenheit bei gleichzeitiger innovativer Nutzung für neue ökonomische Zwecke. Diese nachhaltige und seriöse Investitionspolitik von MIB durfte bislang als Markenzeichen Ihres Unternehmens gelten. Die Erwartungen, dass das Fürther Projekt bei MIB in den richtigen Händen sei, waren entsprechend groß. Im Investorenwettbewerb fiel der Zuschlag für MIB auf der Basis eines Masterplans des Architekten James Craven, der allseits große Hoffnungen auf eine stadtbild- und denkmalgerechte Lösung weckte. Nachdem in den Ausschreibungsunterlagen des Investorenauswahlverfahrens dem Denkmalschutz ein hoher Stellenwert zukam, war die Enttäuschung umso größer, als ersichtlich wurde, dass MIB keine Bereitschaft zeigt, sich eines architektonisch wie historisch für Fürth bedeutsamen Denkmals anzunehmen, des 125 Jahre alten Festsaals im ehemaligen Park-Hotel.Der unter Denkmalschutz stehende Festsaal des Park-Hotels bildete für viele Jahrzehnte den gesellschaftlichen Mittelpunkt des 1888 fertiggestellten Neurenaissance-Hotelbaus wie der ganzen Stadt Fürth. Darüber hinaus erinnert das Park-Hotel in Fürth durch seine Lage an der Fürther Freiheit an die Ankunft der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1835. Der Ludwigsbahnhof ist längst abgerissen. Geblieben ist das ehemalige Hotel, das die Nähe zum Bahnhof suchte. Es darf als einziges bauliches Denkmal dieses technik-, verkehrs- und kulturgeschichtlich bedeutenden Ereignisses verstanden werden. Wir sind nicht zuletzt aufgrund der Planungen eines Mitbewerbers sowie eines früheren Investors der festen Überzeugung, dass sich der Festsaal in den Einkaufsschwerpunkt gewinnbringend integrieren ließe. Als echtes Alleinstellungsmerkmal würde der Festsaal dem Projekt besondere Attraktivität sichern. Vor dem Hintergrund dieser Option möchten wir MIB an seine Selbstverpflichtung zu einem „behutsame(n) Umgang mit der Formensprache vergangener Epochen“ im auf der Website veröffentlichen Leitbild des Unternehmens erinnern: „Das Engagement für eine selbstbewusste und respektvolle Architektur des 21. Jahrhunderts und der behutsame Umgang mit der Formensprache vergangener Epochen zur Schaffung ästhetisch-funktionaler Wertigkeit bleibt eine gültige Traditionslinie der MIB, an der die Entwicklung des Unternehmens gemessen wird.“ MIB setzt in Fürth seinen guten Ruf aufs Spiel. Es wäre Ihrem Geschäft gewiss nicht zuträglich, wenn die Marke MIB in Zukunft mit der Zerstörung statt der Wahrung historischer Bausubstanz verknüpft würde. Wohlgemerkt, es geht hier um ein Baudenkmal, für dessen Erhalt sich das bayerische Landesdenkmalamt, der bayerische Landesdenkmalrat und das Denkmalnetz Bayern einsetzen. Eine Online-Petition an den Regierungspräsidenten von Mittelfranken fand innerhalb kürzester Zeit mehr als 1700 Unterstützer. Daraus wird ersichtlich, wie stark das öffentliche Interesse am Erhalt des Festsaals ist. Die Zeit drängt: Die Stadt Fürth hat übereilt eine Abriss-Genehmigung erteilt und möchte Tatsachen schaffen. Deshalb appellieren wir dringend an Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen, um den Abriss des Festsaals in letzter Minute zu verhindern. MIB hat das Know-how und die Mittel, eine optimierte Lösung zu realisieren – zum Vorteil für MIB und zum Vorteil des Stadtbildes von Fürth. Das Schicksal des Festsaals und des Park-Hotels liegt in Ihrer Hand. Sie sind herzlich zu einem Gespräch und einem Ortstermin nach Fürth eingeladen.Mit freundlichen und hoffnungsvollen GrüßenDr. Thomas Heyden und Felix Geismann Verteiler des Schreibens:· MIB Aufsichtsrat · MIB Vorstand · Kopie an den Oberbürgermeister der Stadt Fürth · Kopie an die Presse |
24.06.2013 |
Antwort auf den offenen Brief der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und des Vereins „Wir sind Fürth“ an den Aufsichtsrat von MIB, Herrn Ulrich Hülsbeck von Dr. Alexander Schlag und Uwe Laule |
Ihr offener Brief vom 14. Juni 2013 Sehr geehrter Herr Dr. Heyden, sehr geehrter Herr Geismann, sehr geehrte Mitglieder der Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« und des Vereins »Wir sind Fürth e.V.«, MIB wurde im Rahmen eines 2011 durchgeführten Investorenauswahlverfahrens beauftragt, einen neuen Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße zu entwickeln und zu realisieren. Auf der Grundlage unseres im Juli 2011 eingereichten Bewerbungskonzepts konnten wir seitdem dieses für uns wie für Fürth so wichtige Projekt deutlich vorantreiben, weiterentwickeln und, wie wir meinen, verbessern. Im Nachgang konnte sich ein mehrstufiger Architekturworkshop, dessen Jury breit mit Fachleuten und Vertretern der Stadt Fürth und des Stadtrates besetzt war, mit den unterschiedlichen Ideen der beteiligten Architekturbüros befassen. Die Jury, in der auch ein Vertreter der Bürgerinitiative saß, für die Sie sprechen, hat sich nach leidenschaftlich geführten Diskussionen mit klarer Mehrheit für die Umsetzung des jetzt in Angriff genommenen Konzepts entschieden. Dabei wurden insbesondere auch die Belange des Denkmalschutzes und die Rücksichtnahme auf den vorhandenen Bestand bei der Entscheidungsfindung intensiv diskutiert und abgewogen. Da es möglicherweise nicht allen Lesern Ihres Schreibens bewusst ist, dürfen wir an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, dass unser Bewerberkonzept im Investorenauswahlverfahren im Juli 2011 von vorne herein eine weitestgehende Neubebauung des »Fiedlerareals« bei Erhalt lediglich der Festsaalfassade vorsah. Die Neubebauung und die sich hieraus ergebenen Flächen und Nutzungen in diesem Areal sind und waren wesentlicher Bestandteil der Funktionsfähigkeit und wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Projekts »Neue Mitte Fürth«. Ihr offener Brief erweckt leider den Anschein, als würde die Neue Mitte Fürth die wichtigsten und wesentlichsten Anliegen des Denkmalschutzes ignorieren. Damit lassen Sie insbesondere die zentrale Rolle unter den Tisch fallen, die die denkmalgeschützten Altbauten an der Rudolf-Breitscheid-Straße, die historische Wegebeziehung zwischen Fürther Freiheit und Schwabacher Straße und der Erhalt der denkmalgeschützten Fassade an der Moststraße für die Neue Mitte einnehmen. Die Bewahrung des denkmalgeschützten Häuserensembles an der Rudolf-Breitscheid-Straße dominiert die Logik unseres Entwurfs. Nicht zuletzt der Wunsch nach Bewahrung an dieser Stelle führte uns zur Entwicklung eines »Geschäftshausmodells« an der als Fußgängerzone verlängerten Rudolf-Breitscheid-Straße und zum Verzicht auf ein Einkaufszentrum mit einer internen Mall. Mit diesem Konzept setzt die Neue Mitte einen bewussten Schwerpunkt in Belangen des Denkmalschutzes. Das Konzept greift die intensiven politischen und fachlichen Diskussionen auf, in deren Rahmen das Vorhaben Neue Mitte von den beteiligten Ämtern und Behörden, insbesondere aber von der Stadt Fürth und ihren politischen Gremien selbst bereits vor der Ausschreibung des Investitionsvorhabens strukturiert wurde. Der vollständige Erhalt der Fassade des Parkhotels war während des Investorenauswahlverfahrens kein Diskussionsgegenstand. Nach dem Zuschlag des Vorhabens an MIB existierte nochmals einen großzügig gefasster Raum für Diskussionen im Rahmen des Architektenworkshops. Auch dort wurde der Erhalt des Hotels von den Personen und Stellen, die sich in der bzw. für die Stadt mit Belangen des Denkmalschutzes befassen, nie zur Sprache gebracht. In den Diskussionen der Teilnehmer des Architekturworkshops wurde sogar immer wieder, auch von den Vertretern des Denkmalschutzes, unterstrichen, dass das Volumen des heutigen Parkhotels in Verbindung mit seiner Höhe eigentlich nicht zu der historischen Körnung des Stadt passt, und uns wurde eine in Ihrer Kubatur und Höhenabwicklung demütige(re) Ausformung der Neuen Mitte sehr ans Herz gelegt. Diese – auch von dem Architekten des Masterplanes James Craven vertretene – Wahrnehmung des historisch richtigen architektonischen Umgangs mit der Stadtstruktur setzen wir mit den Fassadenvorschlägen der Architekten Weis & Volkmann um, für die sich die Jury entschieden hat.. Der historische Saal teilt mit dem Hotel nicht nur die Höhe, sondern absorbiert auch als gewaltiger Quader nahezu 2/3 der Ausdehnungsfläche, die die Geschäfte auf der Rudolf-Breitscheid-Straße an dieser Stelle nutzen können, um sich in die Tiefe hinein zu entfalten. Als wir unser Geschäftshausmodell vorgestellt haben, mussten wir von Anfang an klarstellen, dass die Aufreihung der Läden entlang der Rudolf-Breitscheid-Straße diesen immer eine Ausdehnung in die Tiefen der Projektgrundstücke hinein ermöglichen muss. Zentraler Baustein des Planungskonzeptes der Neuen Mitte ist die Ansiedlung von großflächigen, teilweise mehrgeschossigen Handelshäusern in zentraler Lage der Stadt, um dem Entwicklungsdefizit des Fürther Einzelhandels zu begegnen. Aus diesen funktionalen Zwängen heraus haben wir bereits in unserer Bewerbung im Juli 2011 klargestellt, dass der Erhalt des denkmalgeschützten Saales mit dem angestrebten Entwicklungskonzept nicht vereinbar ist. Diese Aussage haben wir uns gleichwohl nicht leicht gemacht, sondern haben sehr früh bei Vorortterminen die Geometrie des Saals gemeinsam mit Fachleuten bewertet. Die Fürther Innenpolitik wie auch die beteiligten Behörden, aber auch die beteiligten Vertreter des Denkmalschutzes, haben sich in den vergangenen zwei Jahren mehrfach mit dem von uns vorgelegten Planungskonzept und dem notwendigerweise verbundenen Abriss des Saals befasst. So wurde das vorgestellte Konzept, wie oben bereits ausgeführt, zuerst intensiv im Zusammenhang mit der Vergabe des Investitionsvorhabens an MIB in der Stadt Fürth diskutiert, dann wieder im Zusammenhang mit dem Abschluss des Kaufvertrages, und schließlich nochmal besonders eingehend und unter ausdrücklicher Einbindung der Bewahrer dieser Anliegen im Zusammenhang mit dem Architektenworkshop und seinen Ergebnissen. Die breite Akzeptanz unseres Geschäftshausmodelles beruhte dabei in unserer Wahrnehmung auch auf der Wertung, dass der Erhalt der Rudolf-Breitscheid-Straße und seines denkmalrelevanten Hausensembles Vorrang vor dem Erhalt des Saals hat. So hat auch zuletzt der von Ihnen angeführte bayerische Landesdenkmalrat in seiner Stellungnahme in der Gesamtschau die denkmalschützerischen Qualitäten unseres Projektes ausdrücklich gewürdigt. Die Ergebnisse dieser Diskussionen hat die Stadt schließlich in Verträgen zusammengeführt, die uns auf den Bau der Neuen Mitte in der vorgelegten Gestalt festlegen. Auf Basis dieser Verträge und im Vertrauen auf deren Bestand sind wir unsererseits bereits zahlreiche Verpflichtungen eingegangen; vor allem gegenüber Mietern, Planern und Bauunternehmen. Wir müssen es leider so deutlich sagen: Dieser erreichte Stand des Vorhabens lässt die Diskussion Ihrer Belange alleine schon unter dem Aspekt der von Ihnen strapazierten Zeitachse absolut und beim besten Willen nicht mehr zu. Wir müssen auch nochmals ausdrücklich betonen, dass es niemals einen »Plan B zum Erhalt zumindest des Saales« gegeben hat, auf den wir zurückgreifen könnten. Im Gegenteil, ein Erhalt des Saales unter welchen Bedingungen auch immer würde heute zwingend zum Scheitern des gesamten Projektes führen. Soweit Sie uns an unseren Ruf erinnern, was den behutsamen Umgang mit der Formensprache vergangener Epochen betrifft, so erlauben wir uns abschließend, Sie auf aktuelle Erfahrungen zu verweisen, die wir gerade in der Lutherstadt Wittenberg sammeln durften. Dort waren wir bei Errichtung eines großflächigen Centers gefordert, mit dem Status der Stadt als UNESCO-Weltkulturerbe umzugehen. Unser Bauvorhaben am Marktplatz gegenüber der Kirche, in der Luther gepredigt hat, wurde auch dort anfangs von interessierten Kreisen misstrauisch kommentiert. Auch in Wittenberg haben wir eine behutsame Einbettung in die vorhandene Stadtstruktur empfohlen, hier wie dort vertreten und gestaltet von dem Architektenteam James Craven und Gunnar Volkmann. Seit das Center eröffnet ist, erleben wir einen hohen Grad an Zufriedenheit der Wittenberger mit dem Geschaffenen und seiner in Denkmäler eingebetteten Architektur. Auch für die Neue Mitte Fürth erhoffen wir uns, dass die Architektur und die Umsetzung am Ende auch diejenigen mitnehmen und überzeugen können, deren Herz heute noch an anderen Nutzungs- und Gestaltungskonzepten hängt. Bitte bleiben Sie trotz dieser Entwicklung der Neuen Mitte Fürth gewogen. Mit freundlichen Grüßen MIB AG Immobilien und Beteiligungen Dr. Alexander Schlag Uwe Laule zugleich für die weiteren Adressaten Ihres offenen Briefes vom 14. Juni 2013 Kopie an: Herrn Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung Herrn Wirtschaftsreferent Horst Müller Frau Susanne Kramer, Amtsleiterin und Pressesprecherin Stadt Fürth Frau Karin Hackbarth-Herrmann, Projektbeauftragte für den Einzelhandel in der Innenstadt Herrn Gerhard Fuchs, Geschäftsführer IHK-Geschäftsstelle Fürth Herrn Wolfgang Händel, Fürther Nachrichten |
01.06.2013 |
Online-Petition gegen den Abbruch des Festsaals des Park-Hotels |
Vor einer Woche wurde die Abbruchgenehmigung für den denkmalgeschützten Saal des Park-Hotels in Fürth erteilt. Das Landesamt für Denkmalpflege und viele andere sind empört über diese Entscheidung.Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und der Verein „Wir sind Fürth e. V.“ appellierten umgehend an den Regierungspräsidenten in Ansbach, die Stadt Fürth anzuweisen, die Abrissgenehmigung zurückzunehmen. Dr. Alexander Mayer, der Fürther Stadtheimatpfleger, richtete eine Petition an den Bayerischen Landtag. Professor Greipl, Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, äußerte dem Vernehmen nach am Rande einer öffentlichen Veranstaltung, dass das Landesamt alles Erdenkliche unternehmen werde, um diesen Bescheid aufzuheben.Um diese diversen Aktivitäten zu unterstützen, haben wir begleitend auf Change.org eine Petition gestartet. Auf Change.org wurden in letzter Zeit auch vermehrt Anliegen zum Denkmalschutz gestellt, zuletzt zum nationalen Denkmal East Side Gallery. Der Link zu dieser Petition lautet wie folgt: Sofern es Probleme beim Anklicken gibt, bitte die Adresse kopieren und in das Navigationsfenster einsetzen.Wir bitten ganz herzlich und dringend, diese Petition zu unterschreiben, alle erdenklichen Verbreitungsmöglichkeiten zu nutzen (Facebook, Rundmails etc.) und damit den unwiderruflichen Verlust dieses Baudenkmals zu verhindern. |
27.05.2013 |
Offener Brief an den Regierungspräsidenten der Regierung von Mittelfranken Herrn Dr. Thomas Bauer Die „Denkmalstadt“ Fürth muss zur Räson gebracht werden! |
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident,die Stadt Fürth begehrt, für die Schaffung eines Einkaufszentrums den denkmalgeschützten Festsaal des Park-Hotels, Rudolf-Breitscheid-Straße 15, zu beseitigen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Baudenkmals und dessen Integrierbarkeit in das Projekt haben sich das Landesamt für Denkmalpflege, das Denkmalnetz Bayern und zuletzt auch der Landesdenkmalrat, mit einstimmigem Votum, für dessen Erhalt positioniert.Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und der Verein „Wir sind Fürth“ sind empört darüber, dass die „Denkmalstadt“ Fürth am vergangenen Freitag die Abbruchgenehmigung erteilt hat (Aktenzeichen 2013/0001/324/EA/S WI), obwohl das Bebauungsplanverfahren noch nicht einmal die Phase der öffentlichen Auslegung erreicht hat: Die öffentliche Auslegung beginnt am 29. Mai und endet am 1. Juli 2013 (Fürther Amtsblatt vom 22. Mai 2013). Offensichtlich sollen vollendete Tatsachen geschaffen werden. Das Bebauungsplanverfahren Nr. 370a (Neuer Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße) wird ad absurdum geführt.Gegen den Abbruch bestehen massive denkmal- und verfassungsrechtliche Bedenken: Die Stadt Fürth hat mit dem Park-Hotel eigenes Eigentum mit dem Ziel der Beseitigung eines Baudenkmals weiterveräußert. Sie verkennt nicht nur die denkmalpflegerische Bedeutung des Festsaals, vielmehr hat es diese von vornherein in den Dienst eines vorgegebenen und von ihr insbesondere wegen der Einkaufs-Belange gutgeheißenen Investorenkonzepts gestellt. Durch die wiederholte abwägende Befassung mit dem Themenkreis des Denkmalschutzes zieht sich wie ein roter Faden die Erwägung, die Wirtschaftlichkeit des Projekts sei bei Erhalt des Saals gefährdet. Bereits der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans geht von dem Wunsch von Stadt und Investor aus, am Ort des Park-Hotels ein Einkaufszentrum zu verwirklichen. Insgesamt ist mit diesem Planungsvorgang dem besonders hohen Gewicht des Denkmalschutzes in keiner Weise Rechnung getragen worden, der in Bayern Verfassungsrang besitzt. Nach einschlägiger Rechtsprechung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs ist die Beseitigung des Park-Hotel-Festsaals als Verstoß gegen die Bayrische Verfassung zu erkennen. Der Bebauungsplan ist in seiner bisherigen Entwurfsfassung nicht genehmigungsfähig und wäre bei Inkraftsetzung auf dem Klageweg unter Vorbringung verfassungsrechtlicher Bedenken aufhebbar.Die Stadt Fürth versucht sich dieser rechtlichen und fachlichen Kontrolle nun offensichtlich durch die vorab erteilte Abbruchgenehmigung zu entledigen. Dieses rechtsmissbräuchliche Vorgehen geht nicht nur zu Lasten des Verfassungsgutes des Denkmalschutzes, sondern verstößt auch gegen das Willkürverbot der Bayrischen Verfassung. Dieser Winkelzug ist imstande, nicht nur dem konkreten Kulturschatz zu schaden, sondern gleichwohl die Außenwirkung Fürths als „Denkmalstadt“ in ihrer Glaubwürdigkeit massiv herabzusetzen.Daher appellieren wir nachdrücklich an Sie: Die Regierung von Mittelfranken muss in Wahrnehmung ihrer Aufsichtspflicht die Stadt Fürth anweisen, die Abrissgenehmigung zurückzunehmen, um Schaden weit über die Grenzen der Stadt hinaus zu vermeiden, der zwingend daraus resultiert, wenn städtische Behörden den Denkmalschutz noch 40 Jahre nach Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes so grundsätzlich in Frage stellen. Der Abbruch-Bescheid muss sofort außer Vollzug gesetzt werden. Vor der Ausfertigung des BPL 370a sollen keine Einzelabbruchgenehmigungen erteilt werden, die bauleitplanerische Entscheidungen vorwegnehmen. Nach dem einstimmigen Votum des Landesdenkmalrats für den Erhalt des denkmalgeschützten Saals vom 17. Mai 2013 und entsprechender Stellungnahmen des Landesamtes für Denkmalpflege sehen wir die Regierung von Mittelfranken in der Pflicht, die „Denkmalstadt“ Fürth nicht nur zum Vollzug des Denkmalschutzgesetzes, sondern auch zum grundsätzlich anstandslosen Verwaltungshandeln anzuhalten.Mit freundlichen GrüßenDr. Thomas Heyden für die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth«Felix Geismann für den Verein »Wir sind Fürth« |
08.05.2013 |
Die Arbeit mit dem Gebäudebestand ist zur wichtigsten architektonischen Aufgabe geworden: es geht um Revitalisierung, Umnutzung, Ergänzung in bestehenden Gebäuden und das Füllen von Lücken im Gewebe der Stadt.Der Münchener Architekt Muck Petzet und Preisträger Best Architects 2007 und 2012 hält den Gebäudebestand für eine der wichtigsten energetischen, kulturellen, sozialen und architektonischen Ressourcen für die Gestaltung unserer Zukunft. Als Kommissar des deutschen Biennale-Beitrags 2012 »Reduce/Reuse/Recycle« bestritt er in Venedig den deutschen Pavillon unter dem Motto: »Reduce, Reuse, Recycle – ein neuer Ansatz zum Umgang mit vorhandenen Gebäuden?«Geht es auch im Umgang mit dem Bestand also zunächst um Reduktion und Vermeidung von Aufwand? Welche Vermeidungsstrategien gibt es?Durch die Übertragung der Hierarchie von Vermeidung, Weiterverwendung und Verwertung erhält man ein mögliches Wertesystem zum Umgang mit Bestandsgebäuden: Je weniger Änderungen gemacht werden und je weniger Energie aufgewendet wird, umso effektiver ist die Umbau-Strategie: der Baustil für die Energiewende sozusagen. Die in der Biennale vorgestellten 16 Positionen und Strategien verschiedener Architekturbüros zeigen aber auch das hohe schöpferische Potential, das in einem affirmativen Umgang mit dem Bestand liegen kann.Als weiterer Referent spricht Peter Stutzmann, Bildhauer und Steinmetz aus Fürth. Am Beispiel des Parkhotels, dass für den neuen Einkaufsschwerpunkt Rudolf-Breitscheid-Straße vollständig abgerissen werden soll, demonstriert er in seinem Kurzvortrag die bestehenden Möglichkeiten des Erhalts der historischen Fassade incl. des denkmalgeschützten Festsaales – bei gleichzeitiger Nutzung als Einkaufszentrum.Veranstaltungsort: Waagplatz 2, Galerie Freibank (Altstadtverein Fürth) Beginn: 20 Uhr – Eintritt frei -Eine gemeinsame Veranstaltung von: – Wir sind Fürth e.V. (www.wir-sind-fuerth.de) – Bürgerinitiative – Eine bessere Mitte für Fürth |
19. Februar 2013 |
Worte der Woche von Stadbaurat Joachim Krauße |
Im FN-Artikel »Standfestes Fischerhaus glänzt wie neu« (Link siehe Mediathek) wird Stadtbaurat Joachim Krauße mit den Worten zitiert: »Es ist schon erstaunlich, was man mit Gebäuden tun kann, die für Laien aussehen, als wären sie abbruchreif«. Da hat er zweifellos recht. Und auch seiner zweiten Aussage: »Man sieht hier, dass es sich lohnen kann, auch bei schwierigsten Bedingungen derartige Projekte anzugehen« ist uneingeschränkt zuzustimmen… |
13. Februar 2013 |
Wieder ein Denkmal weniger in der „Denkmalstadt“ Fürth? |
An den Vorsitzenden des Landesdenkmalrats Staatsminister a. D. Dr. Thomas Goppel c/o Geschäftsstelle des Landesdenkmalrats Salvatorstraße 2 80327 München Sehr geehrter Herr Dr. Goppel,der Festsaal des Park-Hotels in Fürth und seine Fassade müssen vor der Zerstörung bewahrt werden. Das Denkmal ist durch die Pläne des Leipziger Projektentwicklers MIB für einen „Einkaufsschwerpunkt“ in der Rudolf-Breitscheid-Straße in seiner Existenz bedroht. Die Stadt Fürth wertet den erwarteten Effekt für den Fürther Einzelhandel höher als den Denkmalstatus des Festsaals.Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ appelliert deshalb an den Landesdenkmalrat, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das sich in seiner Stellungnahme vom 29. Januar 2013 unmissverständlich gegen einen Abriss ausgesprochen hat, zu unterstützen und ihm den Rücken zu stärken.Fürth zählt zu den sechs am besten erhaltenen historischen deutschen Großstädten (neben Leipzig, Dresden, Regensburg, Heidelberg und Oldenburg). Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt selbst den Titel der „Denkmalstadt“ verliehen. Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ versteht dies als Selbstverpflichtung der Kommune zu einem vorbildlichen Umgang mit schützenswerten historischen Bauten.Leider war in der Vergangenheit allzu oft das Gegenteil der Fall: Vom Flächenabriss des Gänsbergviertels, dem unter anderem auch das Geleitshaus am Grünen Markt zum Opfer fiel, über den Geismannsaal und die Sahlmann-Villa am Bahnhofsplatz bis hin zum Café Fürst und dem bis heute schmerzlich vermissten Fischhäusla an der Rednitz ist die Liste der verlorenen Baudenkmäler lang. Böse Zungen sprechen gar davon, dass die Stadt nach dem Kriege nachgeholt habe, was ihr im Zweiten Weltkrieg erspart geblieben sei. Der positive Effekt dieser teils gedankenlosen, teils mutwilligen Zerstörung war die Entstehung einer kritischen Öffentlichkeit, die sich im Falle des drohenden Verlustes des Park-Hotel-Festsaals sogar in zwei Initiativen artikuliert: der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ und dem Verein „Wir sind Fürth“, der sich durch ein Bürgerbegehren für den kompletten Erhalt des ehemaligen Park-Hotels stark macht.2008 formierte sich die Bürgerinitiative, als Pläne zu einer Shopping-Mall mit 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Bereich der Rudolf-Breitscheid-Straße bekannt wurden. Der Widerstand aus den verschiedensten Teilen der Fürther Bürgerschaft richtete sich vor allem gegen die Privatisierung öffentlichen Raums, die Zerstörung von Denkmälern und die drohende Verödung der Fürther Innenstadt. Das von einem portugiesischen Investor betriebene Projekt kam aufgrund der Weigerung eines Hausbesitzers, sein Anwesen in der Rudolf-Breitscheid-Straße zu veräußern, zu Fall.Im zweiten Anlauf versicherte sich die Stadt Fürth der Unterstützung von Seiten der Bürgerinitiative, als es um ein Auswahlverfahren für neue Investoren ging. Die Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes war dabei ein wichtiges Kriterium. Mit MIB schien ein Projektentwickler gefunden zu sein, der auch auf diesem Feld mit der gebotenen Sensibilität zu Werke gehen würde. Die Hoffnungen wurden enttäuscht, als MIB die Integration des historischen Festsaals in den Einkaufsschwerpunkt mit dem Hinweis auf statische und feuerpolizeiliche Schwierigkeiten für unmöglich erklärte. Der Argumentation der Bürgerinitiative, dass der Festsaal ein Alleinstellungsmerkmal des Einkaufsschwerpunkts in der Region werden und so auch als Garant des kommerziellen Erfolges des Projektes dienen könne, will MIB nicht folgen.Der Festsaal bildet den repräsentativen Mittelpunkt des ehemaligen Park-Hotels, das in den Jahren 1887/88 als Hotel National von den Leipziger Architekten Georg Weidenbach und Anton Käppler im zeittypischen Stil der Neurenaissance errichtet wurde. Nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg und Modernisierung und Aufstockung in den Jahren 1953 bis 1955 besitzt nur noch der Festsaal die Eigenschaft eines Denkmals. Dem tat auch die im Februar 2010 bekannt gewordene Zerstörung von stuckierten Medaillons keinen Abbruch, wie das Landesdenkmalamt bereits mit Schreiben vom 23. November 2011 bestätigt hat.Das Park-Hotel und sein Festsaal sind vielfältig mit der Lokalhistorie verknüpft. Als Beispiel sei die Rolle des Park-Hotels in der Zeit der Räterepublik genannt: Vom 9. November 1918 bis zum 11. April 1919 tagte hier der Exekutivausschuss des Fürther Arbeiter- und Soldatenrates. Entscheidend aus Sicht der Bürgerinitiative ist jedoch die Tatsache, dass der Festsaal des Park-Hotels neben den Resten des Hotels Kütt die einzige verbliebene bauliche Reminiszenz an den von den Nationalsozialisten abgerissenen Ludwigs-Bahnhof auf der heutigen Fürther Freiheit darstellt. Überall auf der Welt entstanden im 19. Jahrhundert große Hotels in nächster Nähe der Bahnhöfe oder waren sogar in die Bahnhöfe integriert. Mit dem Festsaal existiert in Steinwurfnähe zu der Stelle, an der am 7. Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahn ihren Zielbahnhof erreichte, ein Baudenkmal, das durch den oben geschilderten Zusammenhang zur Erinnerung an dieses historische Datum von nationalem Rang sehr viel besser taugt als jede Gedenktafel.Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ bedauert zutiefst, dass die Untere Denkmalschutzbehörde, vertreten durch Baureferenten Joachim Krauße, bislang keine Anstrengungen zur Bewahrung des Baudenkmals unternommen hat. Dies ist umso weniger nachvollziehbar, als der Baureferent als Privatperson ganz offensichtlich Sympathien für die Forderung nach Erhalt des Festsaals hegt: „Fürths Baureferent Joachim Krauße lässt (…) keinen Zweifel daran, dass er es ‚gern gesehen‘ hätte, wäre der Saal (…) restauriert worden“, berichteten die Fürther Nachrichten am 15. März 2012. Obwohl die Stadt sogar Eigentümerin des ehemaligen Park-Hotels ist bzw. war, hat man es versäumt, MIB klare Grenzen hinsichtlich des Umgangs mit dem Baudenkmal zu setzen. Getrieben von der Sorge, der Investor könne Fürth den Rücken kehren, ist die „Denkmalstadt“ Fürth wieder einmal bereit, ein Denkmal zu opfern. Denkmalschutz, der im Freistaat Bayern Verfassungsrang genießt, wird einmal mehr gegen Interessen des Einzelhandels ausgespielt und soll den Kürzeren ziehen. Dabei ist diese Alternative eine falsche und rein polemisch: Denkmalschutz und Einzelhandel lassen sich sehr wohl miteinander versöhnen, wenn nur alle Beteiligten es wollen und dafür nicht nur nach Schema F verfahren.Wir bitten den Landesdenkmalrat, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um den Festsaal des Park-Hotels zu retten!Mit freundlichen GrüßenDr. Thomas Heyden und Manuela Helfrich für die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ |
23. Januar 2013 |
Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ begrüßt und unterstützt das Bürgerbegehren des Vereins „Wir sind Fürth“. |
Wir verstehen das Bürgerbegehren als das momentan aussichtsreichste Instrument zum Erhalt des denkmalgeschützten Festsaals im Park-Hotel. Zwar geht das Bürgerbegehren über die bisherigen Forderungen der Bürgerinitiative hinaus, doch steht der Erhalt des gesamten Gebäudes keineswegs im Widerspruch zu unseren ursprünglichen Zielen. Im Gegenteil: Die Forderung, den Festsaal nicht aus seinem baulichen und funktionalen Zusammenhang zu isolieren, unterstreicht den von Anfang an im Zentrum unserer Bemühungen stehenden Denkmalschutzgedanken.Nicht zuletzt die im Park-Hotel am Tag der offenen Tür gesammelten Eindrücke und Erfahrungen haben zum Schulterschluss mit dem Verein „Wir sind Fürth“ geführt. Hinzu kommt die Enttäuschung über Abweichungen von Zusagen, die der Investor im Vorfeld gemacht hat, wie zum Beispiel den Erhalt der Fassade des Festsaals. Selbst das in Aussicht gestellte voll verglaste Dachgeschoss wurde bisher nicht fest zugesagt.Das Bürgerbegehren wird zeigen, in welch hohem Maße sich die Fürther Bürgerinnen und Bürger mit „ihrem“ Park-Hotel identifizieren. Stadtspitze und MIB sind aufgerufen, „Einkaufen in der Denkmalstadt“ zu ermöglichen, ohne dass die Liste der unwiederbringlich verlorenen Denkmäler noch länger wird.www.wir-sind-fuerth.de |
17. Dezember 2012 |
Offener Brief der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“, verfaßt im Rückblick auf den von der Stadt Fürth veranstalteten „Tag der offenen Tür“ im Park-Hotel am 15.12.2012 |
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Thomas Jung,wir freuen uns, Ihnen von einem gelungenen Tag der offenen Tür im Park-Hotel berichten zu dürfen. Entgegen Ihrer Befürchtung, dass die Veranstaltung nur auf wenig Interesse stoßen könnte („Bislang haben nur zwei Personen bei uns im Rathaus den Wunsch geäußert, den Saal einmal zu sehen.“), kamen innerhalb von nur zwei Stunden knapp 1.000 Interessierte.Das Kalkül der Stadt, das Vorführen eines heruntergekommenen Baus mache seinen Abriss schmackhaft, ist nur teilweise aufgegangen. Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ hat viel Rückhalt gefunden für ihre Forderung, den Festsaal samt seiner Fassade an der Moststraße zu erhalten. In zahlreichen Einzelgesprächen und Diskussionen äußerten Fürther Bürgerinnen und Bürger ihr Unverständnis über den drohenden Verlust eines weiteren Baudenkmals. Die Nachricht, dass an der Fichtenstraße das ebenfalls denkmalgeschützte Gärhaus von 1896 abgerissen werden soll, hat offensichtlich auch in Sachen Festsaal zu erhöhter Sensibilität geführt. Wann endlich, so fragen sich viele, hört die „Denkmalstadt“ damit auf, ihren Denkmalbestand für die Interessen von Investoren zu opfern?Noch immer ruft der Frevel an der Bauplastik Empörung hervor. Obwohl die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen längst eingestellt hat, kursieren weiterhin die Namen von Tatverdächtigen und der ausführenden Firma.“Leidenschaftslos“ sei die Stadt hinsichtlich der Festsaalfassade an der Moststraße, räumte Uwe Laule bei unserem Treffen mit MIB ein. Deshalb droht die Verstümmelung der Fassade durch eine Tiefgarageneinfahrt. Ebenso „leidenschaftslos“ zeigte sich die Stadt am vergangenen Samstag. Wo waren Sie, sehr verehrter Herr Oberbürgermeister, oder Ihr Baureferent, als 1.000 Menschen Diskussionsbedarf hatten zur Zukunft des Park-Hotels? Die Bürgerinitiative und der Verein „Wir sind Fürth“ taten ihr Möglichstes, um die Fragen der Bürgerinnen und Bürger zu beantworten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Stadt ihrer Pflicht zur Information nicht nachgekommen ist.Vor diesem Hintergrund, aber auch der Tatsache, dass noch um 15 Uhr eine Menschentraube vor dem Eingang des Park-Hotels stand, möchten wir einen weiteren Tag der offenen Tür im Park-Hotel anregen – vielleicht etwas früher angekündigt und länger als nur zwei Stunden. Bitte ersparen Sie das nächste Mal Ihrer Mitarbeiterin Frau Hackbarth-Herrmann die Peinlichkeit, uns aufgrund der Präsentation eines historischen Fotos des Saales verweisen zu müssen.Mit freundlichen GrüßenManuela Helfrich, Dr. Thomas Heyden und Peter Krauß für die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ |
Die offene Antwort von OB Dr. Thomas Jung zum offenen Brief der BI „Eine bessere Mitte für Fürth“: |
Sehr geehrter Herr Dr. Heyden, sehr geehrte Frau Helfrich, sehr geehrter Herr Krauß,vielen Dank für Ihren offenen Brief.Seitens der Stadtverwaltung war niemand vor Ort um Bürgerinnen oder Bürger zu beeinflussen. Wir hatten als Stadt noch einmal die Gelegenheit geben wollen, dass Bürgerinnen und Bürger sich objektiv und unbeeinflusst ein eigenes Bild machen können. So hat es auch der Investor gesehen. Sie haben es anders gesehen. Damit kann ich gut leben, aber bitte akzeptieren Sie auch, dass die Stadt Fürth die Bürgerinnen und Bürger nicht beeinflussen und in eine Richtung lenken möchte.Ihrem Wunsch, noch eine weitere Öffnung herbeizuführen, kann leider nicht entsprochen werden. Ich habe Ihr Anliegen in der städt. Referentenrunde vorgebracht und übereinstimmend wurde die Entscheidung getroffen, es bei der einmaligen Öffnung zu belassen. Die Entscheidung des Stadtrates, an MIB das Objekt zu vergeben, bindet die Stadtverwaltung. Diese Entscheidung ist unter ausdrücklicher Zustimmung Ihrer Bürgerinitiative gefallen. Bei dieser Entscheidung hatte MIB von Anfang an erklärt, den Saal nicht zu erhalten. Jede weitere Öffnung oder öffentliche Aktion der Stadt Fürth würde in der Öffentlichkeit den falschen Eindruck erwecken, es gäbe hier noch einmal Abänderungsmöglichkeiten. Nach klarer Aussage des Investors sieht dieser solche Möglichkeiten nicht. Deshalb kann sich die Stadt Fürth nicht an Aktionen beteiligen, die in der Öffentlichkeit andere Erwartungen zu wecken geeignet sind. Dies wäre seitens der Stadt Fürth eine Irreführung der Öffentlichkeit.Das in Ihrem Brief angesprochene Gelände auf dem Brauereigelände hatte keine Denkmaleigenschaft. Dies legt allein das Landesamt und nicht die Stadt Fürth fest. Deshalb ist auch kein Denkmal verschwunden. Mit freundlichen GrüßenDr. Thomas Jung |
Bilder vom „Tag der offenen Tür“ im Park-Hotel am 15.12.2012 |
Besucher des Parkhotels, Foto: Dr. Michael Müller |
Dr. Thomas Heyden im Gespräch mit Besuchern des Parkhotels, Foto: Ursula Kreutz |
Die Aktiven der Bürgerinitiative vor dem Parkhotel, Foto: Ursula Kreutz |
Dr. Thomas Heyden im Fernseh-Interview, Foto: Ursula Kreutz |
Präsentation einer Ansicht des restaurierten Saals des Parkhotels, Foto: Ursula Kreutz |
Blick vom Parkhotel über die Freiheit, Foto: Ursula Kreutz |
Weitere aktuelle Bilder vom Parkhotel sind zu sehen unter: http://www.flickr.com/photos/dankogreenfotos/sets/72157632153046414/ |
27. November 2012 |
Stellungnahme der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ zum Tag der offenen Tür im Park-Hotel (Fürther Nachrichten vom 24. November 2012) |
Zum Tag der offenen Tür im Park-Hotel bietet die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ gerne ihre Mitarbeit an. Wir möchten unserem Wirtschaftsreferenten Horst Müller und der Fürther Bevölkerung mit einer eindrucksvollen Computer-Rekonstruktion des ursprünglich prächtigen Saals verdeutlichen, warum dieses Baudenkmal erhalten werden muss, und zeigen, dass der Festsaal – entgegen der Behauptung von Herrn Müller – tatsächlich im Verborgenen noch existiert.Richtig ist: Die Wände des Saals sind zum Teil noch mit Holzpaneelen aus der Admiral-Kino-Zeit verblendet. Die besonders attraktive Glasdeckenkonstruktion ist vom Saal aus wegen einer abgehängten Decke aus den Tagen des Kinos momentan nicht sichtbar. Darüber hinaus wird der Raumeindruck durch einen Quereinbau aus Kalksandstein beeinträchtigt. Die Medaillons in den beeindruckenden Rundbögen wurden leider in einer kriminellen Nacht-und-Nebel-Aktion abgeschlagen, was jedoch die Wirkung der Architektur nicht schmälert.Zugegeben, die Rekonstruktion des Festsaals und seine Einbeziehung in den Einkaufsschwerpunkt sind kein Spaziergang, doch dürften die Schwierigkeiten zu meistern sein, wie ATP/Ten Brinke, die im Wettbewerb nur knapp unterlegen waren, mit ihrem Vorhaben des Festsaal-Erhaltes gezeigt haben. |
23. November 2012 |
Stellungnahme der Bürgerinitiative zum überarbeiteten Entwurf des Einkaufsschwerpunkts Rudolf-Breitscheid-Straße vom 21. November 2012 |
In der Sitzung der Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ am 21. November 2012 wurde der überarbeitete Entwurf des Einkaufsschwerpunkts Rudolf-Breitscheid-Straße diskutiert, der am 19. November 2012 im Wirtschaftsausschuss von MIB vorgestellt worden war.Die Bürgerinitiative begrüßt den Verzicht auf das turmartige Eckgebäude, das städtebaulich von vielen Bürgerinnen und Bürgern als zu dominant empfunden worden war. Gleiches gilt für den Gebäudeteil, der zum anschließenden Haus der ehemaligen Vereinigten Blattgoldfabriken vermitteln sollte, dieser Aufgabe jedoch nicht gerecht wurde.Die Neuformulierung des Baukörpers auf rechteckigem Grundriss stößt auch in den Kreisen der Bürgerinitiative auf Zustimmung. Vor allem die Orientierung zur Friedrichstraße findet Beifall, da damit die Fürther Freiheit einen plausiblen nordwestlichen Platzabschluss erfährt.Auf eine Diskussion der Fassade möchte sich die Bürgerinitiative nicht einlassen, doch hätte sie sich eine gestalterisch ansprechendere Lösung erhofft. Entscheidend wird nun die Detaillierung des Entwurfs sein. Nachbesserungsbedarf wird insbesondere beim gläsernen Obergeschoss gesehen, das in der Realisierung wohl kaum so transparent ausfallen dürfte, wie es die in der Presse verbreitete Ansicht glauben machen will. Der Hinweis auf den Ludwigsbahnhof ist historisch nicht nachvollziehbar.Fürth könnte mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden sein, wenn nicht immer noch der Verlust eines Baudenkmals drohen würde: Die Bürgerinitiative wird sich weiterhin für den Erhalt des Festsaals und seiner Fassade zur Moststraße einsetzen. |
12. November 2012 |
Die Bürgerinitiative „Eine bessere Mitte für Fürth“ informiert |
In der Sitzung der Bürgerinitiative „Bessere Mitte Fürth“ am 7. November 2012 wurde ein dreiköpfiger Sprecherrat gewählt: Manuela Helfrich, Dr. Thomas Heyden und Peter Krauß, die sich alle drei von Anfang an in der Bürgerinitiative engagiert haben, bilden ab sofort die Schnittstelle zur Öffentlichkeit.Wesentliche Punkte des ursprünglichen Forderungskatalogs der Bürgerinitiative mögen erreicht sein, doch insbesondere in Sachen Denkmalschutz sowie Information und Beteiligung der Öffentlichkeit besteht weiterhin Handlungsbedarf.Der Festsaal des Park-Hotels und die Fassade des Festsaals an der Moststraße werden durch das eingeleitete Bebauungsplanverfahren zum Abriss freigegeben. Mehr als einen Rüffel vom Landesamt für Denkmalpflege, vielleicht auch vom Landesdenkmalrat haben die Verantwortlichen nicht zu fürchten. Darüber hinaus hat die selbst ernannte „Denkmalstadt Fürth“ durch den frühzeitigen Verkauf des Park-Hotels an den Investor MIB das Gesetz des Handelns aus der Hand gegeben. Die Bürgerinitiative wird dennoch ihre Aufklärungsarbeit über die Chance fortsetzen, die eine Einbeziehung des Festsaals für den neuen Einkaufsschwerpunkt bedeuten würde. Der zur hochwertigen Geschäftsimmobilie umgebaute Festsaal wäre das absolute Highlight und ein Garant für den kommerziellen Erfolg des Projekts.Gleichzeitig gilt es, auch die südliche Seite der Rudolf-Breitscheid-Straße vor zu großen Eingriffen in den denkmalgeschützten Bestand zu bewahren. Hierzu ist es allerdings erforderlich, dass die überarbeiteten Pläne des Architekturbüros Weis & Volkmann vor der Bauausschusssitzung im Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der bislang weitgehend transparent gestaltete Entscheidungsprozess darf in dieser finalen Phase keine Lücke erfahren! Die in Internetforen und Leserbriefen intensiv geführte Diskussion über die Architektur des Einkaufsschwerpunkts beweist, wie groß das öffentliche Interesse an der Frage ist, welches Gesicht die Stadt an dieser wichtigen Stelle zeigen und wie viel Geschichte dort noch ablesbar sein wird. „Nägel mit Köpfen machen“, wie Stadtbaurat Joachim Krauße von den Fürther Nachrichten zitiert wurde, darf deshalb nicht bedeuten, die Öffentlichkeit auszuschließen, sondern den Dialog mit den Fürther Bürgerinnen und Bürgern fortzusetzen. |
24. Oktober 2012 |
Eine persönliche Bilanz der Bürgerinitiative Bessere Mitte Fürth und eine Chronik der Ereignisse bis heute |
Von Dr. Christofer Hornstein |
In der gut besuchten Mitgliederversammlung der BI am Dienstag, den 23.10.12 habe ich wie mehrfach intern angekündigt nach vier Jahren mein Amt als Sprecher niedergelegt. Die aktuelle Diskussion über den Architektenwettbewerb hat mir gezeigt, dass es innerhalb der BI keine belastbare Übereinkunft gibt, was unter »stadtverträglicher« bzw. »qualitätvoller« Architektur zu verstehen ist. Die Bürgerinitiative kann dies meiner Ansicht nicht leisten. Ich möchte (und kann) mich dieser mehr oder weniger geschmäcklerisch geführten Diskussion nicht als Sprecher einer Bürgerinitiative stellen, sondern nur als ein im Städtebau und Denkmalschutz engagierter Architekt.Anlässlich der Niederlegung meines Sprecheramtes in der Bürgerinitiative »Bessere Mitte Fürth« aus o.g. Gründen scheint es mir geboten, eine Bilanz zu ziehen und die Chronik der Ereignisse rund um die »Neue Mitte« und die BI bis heute stichpunktartig Revue passieren zu lassen.Dabei liegt mir in erster Linie am Herzen, alteingesessene und neu zugezogene Bürger zu ermuntern, sich auch in Zukunft konstruktiv in Gestaltungsprozesse für IHRE Stadt einzubringen. Meine persönlichen Erfahrungen sind sicher nicht durchweg positiv, aber die Erfolgsgeschichte der BI »Bessere Mitte Fürth« zeigt, auf vielen Ebenen beginnt ein Paradigmenwechsel im Stadtgestaltungsprozess und Bürgerengagement kann sich durchaus lohnen!Die ChronikMitte 2008Die Stadtspitze stellt euphorisch die Planungen des portugiesischen Investors Sonae Sierra zum Bau eines innerstädtischen, geschlossenen Einkaufscenters vor. Über ein Jahr dauernde, weitestgehend geheime Gespräche mit dem Investor gehen dieser Präsentation voraus. Der Investor wird als Heilsbringer für die Beendigung des desolaten Zustandes der Einkaufstadt Fürth gefeiert. Der Einzelhandel und der Großteil der Bürger sind begeistert. Einzig der Stadtheimatpfleger warnt.Ende 2008Der Widerstand gegen die Pläne wächst, als in der Öffentlichkeit realisiert wird, dass die Rudolf-Breitscheid-Straße, die zentrale Ost-West-Achse der Innenstadt, für das neue Einkaufszentrum privatisiert werden soll. Es formiert sich die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« gegen die Pläne der Stadtspitze und des Investors. Über 100 Besucher mit sehr unterschiedlicher Motivation kommen auf die Gründungsversammlung. Formulierung eines 8-Punkte-Programms als Agenda. Hauptpunkte: Kein Entwidmung öffentlichen Raumes, Schutz der denkmalgeschützten Ensemble und Reduzierung der geplanten Verkaufsfläche von 25.000 m² auf max. 15.000, um »Staubsaugereffekte« für die restliche Innenstadt zu vermeiden.Bis Mitte 2009Diverse Aktionen der BI-Aktivisten (ca. 40 Personen): Infostände in der Fußgängerzone, Bürgergespräche, Pressearbeit, Stadtfest mit Musik, Unterschriftenlisten, Bürgerbefragungen u.ä., Vortragsveranstaltungen mit Dr. Pump-Uhlmann (Autor von »Angriff auf die City«), Dr. Exner vom BlfD zum Thema Denkmalschutz, Dr. Müller (BI-Mitglied) zum Thema Wirtschaft und Kaufkraft in Fürth, Dr. Hornstein zur städtebaulichen Situation, Infoveranstaltung mit Vertretern von Bürgerinitiativen aus anderen Städten mit ähnlicher Problematik, Aufbau einer professionellen Webseite, regelmäßige BI-Treffen für jedermann, KONSTRUKTIVER PROTEST (Erarbeitung von Gegenkonzepten für ein offenes, kleineres Center und Kontaktaufnahme zu anderen Investoren), Beginn der Unterschriftensammlung und Vorbereitung eines Bürgerentscheides. Abnehmende Begeisterung der Öffentlichkeit für das Sonae Sierra-Projekt v.a. bei der gut informierten Bevölkerung.Mitte 2009Rückzug des Investors, weil der Besitzer eines zentralen Grundstückes auf dem Areal nicht zum Verkauf bereit war.Seit Mitte 2009 bis Mitte 2011komplettes Umdenken in der Stadtspitze:Die Stadt erwirbt die betreffenden Areale und nimmt endlich das Heft des Handelns in die Hand. Die Stadt schreibt ein sog. »Interessenbekundungsverfahren« für Investoren aus. Die Stadt wählt vier Investoren aus und tritt mit diesen Investoren ins sog. »wettbewerbliche Dialogverfahren« ein. Die Stadt nimmt die Vorschläge der BI zur Änderung der Aufgabenbeschreibung im sog. »wettbewerblichen Dialogverfahren« fast vollständig auf und legt diese dem Stadtrat zur Abstimmung vor! Die Hauptpunkte der BI sind in der Aufgabenbeschreibung – wenn auch teilweise etwas verwaschen – als zwingende Vorgaben enthalten! Vertreter der BI sind im sog. »Projektbeirat für das wettbewerbliche Dialogverfahren« vertreten. Der Projektbeirat wird über die Investorengespräche ausführlich informiert, und gibt nach eingehender Diskussion der Angebote ein Votum zu den Angeboten der Investoren ab.Mitte 2011Kür des Investors MIB auf breiter Basis im Projektbeirat und als Konsens in der Stadtgesellschaft. Das Konzept stammt vom Londoner AB Dunnet/Craven. [Video-Mitschnitt der Projekt-Präsentation]Bis Oktober 2012Verträge zwischen Stadt und MIB werden unterzeichnet. Mit äußerst knapper Mehrheit befürwortet der Stadtrat, dass der Investor anstelle eines eigentlich vorgesehenen Architektenwettbewerbes den Masterplan des Londoner Architekten James Craven in einem neuartigen »Workshop-Verfahren« weiter entwickelt. MIB selbst initiiert dann aber doch einen Architektenwettbewerb. Bei der Auswahl der Teilnehmer finden die Vorschläge der BI leider keine Berücksichtigung. Der Wettbewerb mit nur fünf Teilnehmern hilft zwar dem Investor, ein deutsches Kooperationsbüro für den Londoner Architekten zu finden, bleibt im Ergebnis in Teilen allerdings unbefriedigend. Nun soll unter Leitung des Masterplaners nachgebessert werden. Das Ergebnis ist offen. Die BI appelliert weiter beharrlich für eine Erhaltung des denkmalgeschützten Saales im Parkhotel und der dazugehörigen Fassade, deren Erhalt der Investor nachweislich zugesagt hat.Meine persönliche BilanzDie Rudolf-Breitscheid-Straße und die Hallstraße bleiben öffentlicher und demokratischer Raum. Damit konnte ein kaum wieder zu reparierender Fehler in der Stadtentwicklung verhindert werden. Die vorhandene Stadtstruktur mit der geschlossenen Blockbauweise und der Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum bleibt erhalten. Denkmalgeschützte Häuser auf der südlichen Rudolf-Breitscheid-Straße werden nicht komplett abgerissen, die wertvollen Sandsteinfassaden werden restauriert, es sind allerdings nicht denkmalgerechte Eingriffe bei Fassade und Gebäudedecken im Gespräch, um die Sichtbarkeit der dahinter liegenden Geschäftsflächen abzubilden bzw. großzügige Entrees zu den Geschäften zu ermöglichen. Nach Aussage des Investors soll der denkmalgeschützte Festsaal des Parkhotels abgerissen werden. Der Umgang mit der Festsaalfassade bleibt ungewiss. In Punkto Denkmalschutz sieht die BI Ihre Ziele bisher nur teilweise erfüllt und appelliert weiterhin für eine ernsthafte und echte Abwägung der Denkmalschutzbelange im Bebauungsplan bzw. Genehmigungsverfahren. Eine Übernahme der weltweit beliebigen »Shopping Mall Architektur«, die leider für einige Entwürfen des Wettbewerbes das Leitbild war und wenig regionalen Fürth-Bezug erkennen lässt, konnte verhindert werden. Ein Großprojekt mit »Staubsaugereffekt« für die Innenstadt und ca. 25.000 qm Verkaufsfläche, wie von Sonae Sierra geplant, konnte verhindert werden. Stattdessen soll ein offenes »Geschäftshausmodell« ohne Mall mit ca. 15.000 qm Verkaufsfläche entstehen. Damit ist es nach Auskunft aller Experten gut verträglich für eine Stadt wie Fürth und ein gewinnbringender Impuls für die Einkaufsstadt Fürth. Die Öffentlichkeit ist heute wesentlich besser über das Projekt in der Stadtmitte informiert. Hierzu konnte die BI einen wesentlich Beitrag leisten. Die Revitalisierung des City-Centers gestaltet sich auch nach vier Jahren als sehr schwierig und scheint sich immer mehr zu einem juristischen Hick-Hack zu entwickeln, nachdem die Besitzer offensichtlich auf einen Hochstapler hereingefallen sind. Die BI hatte und hat diesbezüglich keine Karten in der Hand und konnte nur auf die Wichtigkeit der Revitalisierung des City-Centers für die Innenstadt, aber auch den neuen Einkaufsschwerpunkt Rudolf-Breitscheid-Straße hinweisen.Ob man das Erreichte nun als Erfolg sieht oder nicht, muss natürlich jeder für sich selbst beurteilen. Unbestritten ist, dass die Entwicklung in Fürth bundesweit gerade im Hinblick auf Bürgerengagement positiv registriert worden ist. Dabei wurde v.a. der bis zum heutigen Zeitpunkt immer konstruktive Ansatz der Bürgerinitiative »Bessere Mitte Fürth«, aber auch die Kooperationsbereitschaft in der Stadtspitze gelobt. |
21. September 2012 |
Stellungnahme der BI zu den bisherigen Ergebnissen des Architekten-Wettbewerbs zur „Neuen Mitte“ |
Die BI hat nach der Veröffentlichung der Wettbewerbsergebnisse zum Architekten-Wettbewerb über die Resultate am 19. September ausführlich diskutiert.Dabei lohnt es sich, die Entwicklung bis zum jetzigen Wettbewerbsergebnis und die Haltung der BI dazu noch einmal revue passieren zu lassen. Von Anfang an hat sich die BI sowohl bei der Investorenauswahl als auch bei städtebaulichen Fragestellungen für wettbewerbliche Verfahren ausgesprochen. Der in einem solchen Verfahren gefundene Investor MIB überzeugte mit einem vom Londoner Architekturbüro Dunett/Craven ausgearbeiteten Konzept, das von einer großen Mehrheit in der Stadtgesellschaft angenommen wurde.Die positive Resonanz auf das Konzept, das bereits eine eindeutige Haltung zur Stadtgestaltung erkennen ließ, hat den Investor dazu bewogen, statt im vorgesehenen klassischen Architektenwettbewerb ein innovatives Workshop-Verfahren unter Leitung des Masterplaners Craven zu veranstalten. Im Stadtrat gab es dafür eine knappe Mehrheit. Aus öffentlich nie klar kommunizierten Gründen hat sich MIB dann doch für einen klassischen beschränkten Architekturwettbewerb entschieden. Die BI positionierte sich weder gegen ein Workshop-Verfahren, noch gegen einen klassischen Wettbewerb. In der Stellungnahme vom 27. Oktober 2011 regte die BI allerdings an, dass im Falle des beschränkten Wettbewerbs folgende Punkte beachten werden sollten:1. Der Investor, die Stadtverwaltung und ein von der Stadt Fürth bestimmter Projektbeirat erarbeiten eine Auslobung, die sich streng am Grundkonzept des Architekten James Craven orientiert und zusätzlich die Möglichkeit lässt, auch den unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Festsaal des Parkhotels in einen Entwurf mit zu integrieren. 2. Wettbewerb als beschränkter Wettbewerb mit mindestens 8 Teilnehmern, die positive Referenzen in der Realisierung von Neubauten in historischen Innenstädten haben. Die BI hat der Stadt Fürth und dem Investor einige Vorschläge zu entsprechenden Büros gemacht. 3. James Craven als Vorsitz einer Jury, deren Fachpreisrichter ebenfalls positive Referenzen aufweisen sollten. 4. Eventuell könnte eine Zwischenpräsentation hilfreich sein. Teilweise wurden diese Anregungen vom Investor aufgenommen, teilweise leider nicht.Die BI ist nun mit dem Ergebnis des Architekturwettbewerbs konfrontiert und stellt einhellig fest, dass die bisherigen Resultate des Wettbewerbs den Masterplan des Architekturbüros nicht befriedigend verbessern und ausdifferenzieren konnten. Keiner der Entwürfe kann wirklich überzeugen, wobei innerhalb der BI eine eindeutige Tendenz in Richtung des ersten Preises als das geringere Übel zu erkennen ist. Die BI möchte vor einer abschließenden Bewertung des gesamten Prozesses die von der Jury angeregten Nachbearbeitung der Entwürfe abwarten, wünscht sich aber, dass die weitere Entwicklung der „Neuen Mitte Fürth“ auf die Erfolgsstraße zurückfindet.Die BI würde es außerdem sehr schätzen, wenn der Investor MIB viel Mut beweisen würde und den historischen Festsaal des ehemaligen Parkhotels in das Gesamtkonzept nun doch integrieren würde. Der zur hochwertigen Geschäftsimmobilie umgebaute Festsaal wäre das absolute Highlight des Einkaufsschwerpunktes! Anmerkung: Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels lag die Genehmigung von MIB zur Veröffentlichung von Bildern der Wettbewerbsergebnisse nicht vor, weshalb die BI auf folgende FN-Artikel verweist:www.nordbayern.de/region/fuerth/architekten-mussen-in-die-verlangerung-gehen www.nordbayern.de/region/fuerth/sorge-ums-stadtbild Weitere Artikel zum Thema:www.fuerther-freiheit.info/2012/09/21/erstaunliche-ergebnisse-des-architekturwettbewerbes-zur-neuen-mitte-fuerthwww.nordbayern.de/region/fuerth/massive-kritik-an-der-optik-des-einkaufskomplexes-1.2376377 |
13. September 2012 |
Appell des Denkmalnetzes Bayerns |
Als Mitglied des Denkmalnetzes Bayern veröffentlichen wir hier den offenen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer, um die Förderung der bayerischen Denkmallandschaft im „Bayerischen Kulturkonzept“ zu berücksichtigen. |
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, als landesweites Bündnis bürgerschaftlicher Denkmalinitiativen begrüßen wir es, dass Sie mit dem „Bayerischen Kulturkonzept“ das kulturelle Leben in unserer Heimat verstärkt fördern wollen. Wir sind mit der Bayerischen Staatsregierung einig in der Ansicht, dass Bayern für geschichtliches Erbe ebenso wie für zeitgenössische Kulturleistungen steht und beides Grundlage für die Einzigartigkeit und das Selbstbewusstsein unseres Landes ist. Der Reichtum unserer einmaligen Kulturlandschaft ist fester Bestandteil bayerischer Lebensqualität und bayerischen Heimatgefühls. In ganz herausragender Weise verleiht das vielfältige und vielschichtige bauliche Erbe unserem Land sein kulturlandschaftliches Gesicht, vom regionaltypischen Bauernhaus bis hin zu den Denkmälern der Industriekultur, vom barocken Adelsschlösschen bis hin zu den Zeugnissen bürgerlicher Baukultur. Denkmäler prägen die regionale Identität, sie geben den einzelnen Landstrichen erst ihr unverwechselbares Gepräge. Sie machen Bayern zu dem, was es ist: zu einer starken Heimat für uns Bürgerinnen und Bürger und zu einer starken Marke, die nach außen strahlt. Diese Qualitäten, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, stehen auf dem Spiel. Wir laufen Gefahr, dass die gebaute Geschichte in den Regionen Stück für Stück unwiederbringlich verloren geht. In manchen Regionen Bayerns wurde in den letzten 25 Jahren jedes fünfte eingetragene Denkmal zerstört. Etwa 3.000 Baudenkmäler stehen leer. Ihnen droht der schleichende Verfall, bis nichts mehr zu retten ist. Sie wissen wie wir, dass die Denkmalpflege vor allem zwischen 1990 und 2007 einen drastischen finanziellen und institutionellen Abbau erleiden musste. Die Fördermittel zur Unterstützung von Denkmaleigentümern beim Erhalt ihrer Gebäude wurden kontinuierlich gekürzt. Die Zuwendungen wurden um ca. 90 Prozent heruntergefahren, von ursprünglich ca. 23 Mio. Euro auf ca. 2 Mio. Euro im Jahr. Ganz offensichtlich waren die Verantwortlichen in der Politik der Meinung, der Erhalt unserer baulichen Geschichtszeugnisse sei in Zeiten der Globalisierung nicht mehr von Bedeutung. Dies aber wäre ein fataler Irrtum. Globalisierung braucht Heimat, die Weltmarke Bayern braucht Anker im kulturellen Erbe, um nicht unterzugehen. Zwar trat bei der Förderung der Baudenkmäler seit 2008 eine leichte Linderung ein. Zuletzt pendelte sich die jährliche Förderungssumme bei etwa 10. Mio. Euro ein, immer noch weniger als die Hälfte der einstigen Mittel. Den privaten Denkmaleigentümern – die fast zwei Drittel der Baudenkmäler besitzen – kann häufig noch immer nicht die dringend benötigte finanzielle Unterstützung gewährt werden, nicht einmal in Form von Anerkennungsförderungen.Dabei sind lebendig genutzte Baudenkmäler ein Schlüssel zur Lösung wichtiger Zukunftsfragen. Ihre Sanierung wirkt konjunkturfördernd, stärkt qualifizierte Berufe und die regionale Identität. Ein gepflegtes baukulturelles Gesicht des Landes ist unverzichtbare Grundlage für erfolgreichen Tourismus. Es erleichtert schließlich auch denjenigen die Identifikation mit ihren neuen Lebensort, die neu nach Bayern hinzuziehen. Der Erhalt der Zeugnisse der überlieferten Baukultur ist kulturell, sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig. Kurzum: Unsere Denkmäler sind eine wichtige Lebensgrundlage für die Gegenwart und für nachfolgende Generationen. Jedes vorbildlich instandgesetzte Denkmal ist ein Leuchtturm an seinem Ort und in seiner Region, oft sogar darüber hinaus. Durch die Pflege der Baudenkmäler partizipieren die Bürgerinnen und Bürger einer Region an der kulturellen Identität des gesamten Landes. Die gebauten Zeugnisse der Geschichte sind ein wichtiges Element gleichwertiger Lebensverhältnisse. Wo gebaute Geschichte stolz gepflegt wird, wird zugleich Lebensqualität gesichert, Städte pulsieren und ländliche Räume werden attraktiv.Denkmäler machen Heimat lebenswert. Es liegt an uns, diese Potentiale zu nutzen und dem Geschichts- und Gesichtsverlust unserer reichen Kulturlandschaft entgegenzuwirken. Wir bitten Sie daher eindringlich, im Rahmen des Kulturkonzepts in starkem Maß auch unser gebautes Erbe in den Landschaften zu bedenken. Bitte stellen Sie wieder die Mittel zur Verfügung, die Bayerns Denkmäler für die Zukunft brauchen. Mit den Förderstrukturen des Freistaats sind geeignete Instrumente dafür vorhanden. In Kombination mit dem Beratungs- und Dienstleistungsangebot des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege können Initiativförderungen die Instandsetzung, Sanierung und Neubelebung von Denkmälern in Gang setzen und die Bereitschaft zur Instandhaltung unterstützen. Die Förderpraxis der vergangenen Jahrzehnte hat unter Beweis gestellt, dass die staatlichen Anschubfinanzierungen ein Vielfaches an privaten Investitionen nach sich ziehen und großartige Eigenleistungen der Bürgerinnen und Bürger anstoßen. Verstärken Sie die Politik des Ermöglichens und Aktivierens. Starten Sie gemeinsam mit der staatlichen und bürgerschaftlichen Denkmalpflege eine Förderkampagne, in der Sie die Sanierung von Baudenkmälern aktiv bewerben. Sehr viele Menschen engagieren sich im Land für unser gebautes Kulturerbe, vielfach mit innovativen Konzepten – tatkräftige Eigentümer, kompetente Architekten und Handwerker, zukunftsorientiert denkende und handelnde Denkmal- und Heimatvereine sowie Kommunalpolitiker und nicht zuletzt die fachkundigen Mitarbeiter der staatlichen Denkmalbehörden. Im Land ist ein großes Bewusstsein für den Wert der historisch gewachsenen Strukturen und der Elemente unserer kulturellen Identität vorhanden. Dieses gilt es nicht zu enttäuschen. Unsere Heimat muss in ihrer Geschichtlichkeit im Nahfeld der Menschen und in ihrer Vielgestaltigkeit erfahrbar bleiben. Jedes vor dem Untergang gerettete Denkmal ist ein Stück Bayern für die Zukunft. Bitte geben Sie den Bürgerinnen und Bürgern des Chancenlandes Bayern eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft auf dem Fundament einer reichen Vergangenheit. Der Unterstützung des Denkmalnetzes Bayern können Sie sich dabei sicher sein. |
12. August 2012 |
Offener Brief an den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Fürth |
Herr Oberbürgermeister Dr. Jung antwortete auf unseren offenen Brief vom 30. Juli 2012 mit einem E-Mail vom 7. August (siehe unten). Hierzu ist aus Sicht der BI folgendes anzumerken:- Wir begrüßen, dass auch Herr Oberbürgermeister Dr. Jung die Erhaltung der »Grundpfeiler des Konzeptes« wünscht.- Dass der Festsaal »abgehakt« sei, ist unrichtig. Nach Art. 6 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes kann der Abriss eines Baudenkmals nur nach einer Abwägung erfolgen. Das Ergebnis dieser noch nicht erfolgten Abwägung wird nun schon zum wiederholten Male verbal vorweggenommen.- Der Beschluss im Stadtrat vom 16. März 2011 lautete entsprechend unserer Anregung: »Weitere zwingende Vorgabe ist die Beachtung des Denkmalschutzes«. Dies bedeutet im Wortsinn mehr als die ohnehin gesetzlich vorgegebene Anwendung des Denkmalschutzgesetzes.- Die Kritik zur Tiefgarage bezog sich in erster Linie darauf, dass der von vielen erhoffte Food-Court im Untergeschoss keinen Platz mehr hat und somit offensichtlich entfällt, was aufgrund der entsprechenden Versorgungslage in der Innenstadt mehr als bedauerlich ist. |
Schreiben des Oberbürgermeisters vom 7. August |
Sehr geehrter Herr Stenzel,vielen Dank für Ihren offenen Brief. Es freut mich sehr, dass Sie weiter offen dazu stehen, dass Sie sich für MIB ausgesprochen haben und diese Haltung auch nicht in Frage stellen.Auch ich wünsche, dass die Grundpfeiler des Konzepts erhalten bleiben.Hinsichtlich des Saals gab es aus meiner Sicht genug Erklärungen, auch zu Beginn des Verfahrens. Jede weitere Wiederholung einer wirklich abgehakten Forderung erscheint aus meiner Sicht nicht wirklich hilfreich. Hinsichtlich der kompletten Erhaltung der Einzeldenkmäler bin ich der Auffassung, dass eine Beachtung des Denkmalschutzes bedeutet, dass man ihn beachtet, aber nicht, dass ausschließlich Denkmalschutzbelange sich in jeder Fragestellung allein durchsetzen können.Neben H+M, der viel Geld in den Umbau investiert, und Wöhrl mit langfristigem Mietvertrag, ist die Standortsicherung von C&A für die Einkaufsstadt ebenfalls von großer Bedeutung. Ich persönlich empfinde die Achse H+M, C&A und Wöhrl als Grundgerüst des Textileinzelhandels in der Stadt. Der Erhalt von C&A ggü. einem Weggang ist deshalb aus meiner Sicht grundsätzlich zu begrüßen.Ich gehe aber mit Ihnen davon aus, dass weitere ergänzende Sortimente zusätzliche Angebote nach Fürth bringen werden.Die angesprochene Konzeptänderung hin zu einem Tiefgaragenstellplatz erfolgt nicht zuletzt aufgrund vielfacher Wünsche des örtl. Handels und der örtl. Wirtschaft. Inwieweit auch Mieterwünsche hier eine Rolle spielen kann ich nicht beurteilen. Die Stadt Fürth selbst hat keine Einwände, wenn moderat zusätzlicher Parkraum entsteht. In gewissem Umfang gebieten dies auch baurechtl. Vorschriften.So bedanke ich mich für die weitere kritische Begleitung des wichtigen Projekts und grüße herzlichIhrDr. Thomas Jung |
Offener Brief vom 30. Juli 2012 |
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Jung,durch Berichte in der Presse entstanden dieser Tage einige Irritationen darüber, ob die mit dem Investor MIB verbundenen Erwartungen nunmehr auch wirklich erfüllt werden. Auch die Bürgerinitiative hat sich damals für MIB ausgesprochen und bleibt bei dieser Haltung. Wir bitten jedoch Sie und damit die Stadt Fürth, darauf hinzuwirken, dass die Grundpfeiler des Konzeptes, mit dem MIB das Investorenauswahlverfahren gewonnen hat, bestehen bleiben und nicht sukzessive wieder zur Disposition gestellt werden. Im Einzelnen bitten wir dies insbesondere bei den folgenden Punkten zu tun: 1. Komplette Erhaltung der Einzeldenkmäler entlang der südlichen Rudolf-Breitscheid-Straße. Begründung: Stadtratsbeschluss vom 16.03.2011 (»zwingende Vorgabe ist die Beachtung des Denkmalschutzes«).2. Erhalt der Fassade des Festsaales in der Moststraße. Begründung: wie bei 1. sowie eigene Aussage von MIB in der Projekt-Präsentation vom 07.07.2011.3. Orientierung der Architektur und der städtebaulichen Gestaltung am Masterplan des Architekturbüros Dunett/Craven. Begründung: aktuell bekannt gewordene Konzeptänderung von hochwertigem Lebensmittelhandel zu Tiefgarage mit neuer Einfahrt über die Moststraße.4. Hochwertiger Einzelhandel mit Schwerpunkt auf Textilprodukten. Begründung: Die Wahl von C&A als Ankermieter lässt befürchten, daß es nur zu einer räumlichen Umsiedlung bereits in Fürth vorhandener Anbieter kommen wird, nicht jedoch zu der erhofften qualitativen und quantitativen Ausweitung des Angebots. Der geplante Abbruch des denkmalgeschützten Festsaals steht im Widerspruch zum unter Punkt 1. bereits zitierten Stadtratsbeschluss. Die BI bedauert, dass MIB den Saal für baulich schwierig sanierbar und zudem für schlecht vermietbar hält. Wir sind indes nach wie vor von der Attraktivät eines sanierten Festsaales überzeugt und regen an, im Rahmen des laufenden Wettbewerbes noch einmal darüber nachzudenken, ob mit dem Erhalt des Saales für ein »Haus-in-Haus-Konzept« nicht ein einzigartiges »Leuchtturm-Projekt« von langfristig hoher Anziehungskraft – auch überregional – realisiert werden könnte.Die BI unterstützt alle Aktivitäten, die dazu geeignet sind, den Wandel hin zu einer attraktiven Einkaufsstadt voranzubringen. Dass dieser Wandel nicht nur die ökonomischen Interessen von Investoren berücksichtigt, sondern auch die Bewahrung des Stadtbildes, die Lebensqualität der Anwohner und die vielzitierte Aufenthaltsqualität in Fürths »guter Stube« im Auge behält, ist nach unserer Auffassung nichts weniger als selbstverständlich. Wir vertrauen in dieser Hinsicht auf eine klare und selbstbewusste Haltung der Stadt Fürth und ihrer Repräsentanten.gez. Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« |
Durch die Weigerung des Besitzers eines Hauses in der Rudolf-Breitscheid-Straße, dieses zu verkaufen, sollte vom vorgesehenen Investor Sonae Sierra bis Ende Juni ein neuer Vorschlag erstellt werden. |